Härte

Serie "Fragen des Lebens"

Wie höre ich auf, so hart gegen mich selbst zu sein?

Wie begegne ich mir selbst – ohne Urteil, ohne Maßstab, ohne Pflichtgefühl?

Kann ich weich werden wollen? Oder ist das nicht auch schon wieder eine Erwartung, ein Anspruch, ein Mich-nicht-so-gelten-lassen-wie-ich-eben-bin?

Denn ich soll anders sein? Weicher! Sanfter! Liebevoller!

Es geht hier um den Schmerz, der entsteht, wenn man zu hohe Erwartungen an sich selbst hat, sich ständig antreibt, bewertet oder abwertet.
Wird selbst der Wunsch nach Sanftheit manchmal zu einer neuen Form von Druck? Es ist ein Paradoxon.

Weichwerden heißt eigentlich: mich selbst fühlen – unter der Rüstung.
Es heißt nicht: anders werden!

Es ist eine Haltung, keine ToDo-Anleitung, die ich abarbeiten kann, um so zu werden, wie ich mir das vorstelle … Oder wie andere sich das vorstellen.

Weich bin ich schon. Die ganze Zeit. Unter der Rüstung.

Weichheit ist der ursprüngliche Zustand, den ich nie wirklich verliere. Ich bin immer weich – aber ich habe mich geschützt.

Und dass ich eine Rüstung trage, ist nicht schlecht. Die Rüstung hatte ihre Berechtigung!

Die „Rüstung“ steht für all das, was man sich im Laufe des Lebens zulegt: Abwehrmechanismen, Härte, Anpassung, Masken.
Die Weichheit darunter ist nicht verloren – sie ist nur verdeckt.

Für alle, die gelernt haben, sich zu schützen, weil sie in einer Welt leben, die Härte oft belohnt, Verletzlichkeit aber bestraft.

Es geht um die Rückkehr zu sich selbst – aber nicht durch Selbstoptimierung, sondern durch Selbstsein.

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